Heute teilen wir unsere Überlegungen zum Format Booksprint, das noch darauf wartet, sein Potenzial in der Hamburger Open-Science-Landschaft zu entfalten.
Was ist ein Booksprint?
Ein Booksprint ist eine schon länger existierende Methode, um in kurzer Zeit gemeinsam Bücher zu schreiben und zu veröffentlichen. Es handelt sich um eine Technik des Schreibens und Publizierens, die exemplarisch für Offenheit und Gemeinsamkeit steht. Ein exemplarischer Booksprint für eine Open-Science-Publikation kann wie folgt ablaufen:
- Ein kreativer Prozess wird moderiert, während grob gesammelt wird, was und wie geschrieben wird (Thema, Zielsetzung, Struktur, Kernautor:innenteam, Vorgehensbeschreibung, Regeln, …).
- Im Anschluss werden die Vorschläge geordnet, priorisiert und ausgehandelt. Letztlich werden Beiträge verfasst.
- Der Text durchläuft eine offene Begutachtung.
- Nach erfolgter Endredaktion wird das Werk in gewünschten Formaten veröffentlicht.
- Das Werk wird frei lizenziert und verbreitet.
Inbesondere das Open Science Lab der TIB Hannover hat hier schon viel Praxiserfahrung. Dank an dieser Stelle an den Leiter des Labs Lambert Heller für seine Gesprächsbereitschaft zum Thema.
Vorteile
Die Produktion einer Veröffentlichung im Rahmen eines Booksprints macht eine Möglichkeit des Wandels in der Wissenschaftskommunikation praktisch erfahrbar:
- Sowohl kollaboratives Schreiben als auch offene Begutachtung können aktiv erprobt werden.
- Eine Art lebendiges Dokument entsteht, das auch in der Folge weiter bearbeitet und genutzt werden kann (z. B. für Aktualisierungen).
- Die Beteiligten erproben und entwickeln neue Prozesse und eine flache Hierarchie.
- Die intensive Schaffensphase ist kurz und terminiert. Es gibt einen klaren Endpunkt mit einer Veröffentlichung.
- Regeln und Rahmenbedingungen sind vor dem Schreibprozess verhandelbar. Dies geschieht in Abhängigkeit vom Werkscharakter. Die Beteiligten reflektieren bewusst den Publikationsprozess und gestalten diesen mit.
Beispiele von - in einem solchen Verfahren entstandenen - Publikationen sind das Open Science Handbook oder im Bereich OER das L3T-Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien, das digital übrigens mit OJS veröffentlicht wird ;-)
Unsere Überlegungen
Gemeinsam mit Andreas Möllenkamp vom Projekt Gestaltung des digitalen Kulturwandels haben wir kollaborativ ein Konzept für die Umsetzung eines „modern publizierten” Sammelbands mithilfe des Booksprint-Formats entwickelt. Die intensiven Diskussionen haben uns inspiriert.
Alles offen
Wir haben weitergesponnen: Verfahren für Booksprints könnten als moderne Publikationsangebote vorgehalten werden und so den Wandel hin zu einer offenen Wissenschaft unterstützen. Wir stellen uns vor, einen Modus des kollaborativen Schreibens unter Zuhilfenahme eines zeitgemäßen Workflows zu nutzen wie zum Beispiel dem in unserem Projekt entwickelten. In der Umsetzung liegt ein Fokus auch auf dem Erlernen des Umgangs mit freien Software-Tools, die Formate erzeugen, die Single-Source-Publishing und eine nachhaltige Verfügbarkeit ermöglichen. Gleichzeitig werden offen lizenzierte Objekte eingebettet. Spannend wäre auch die Erarbeitung von unterschiedlichen Einsatzszenarien und damit verbundenen Regeln gemeinsam mit Lernenden und Forschenden.