02. | Was ist Hypothes.is?

… und wie kann es genutzt werden?

Hypothes.is ist eine Anwendung, über die wir bereits früh zu Projektbeginn von Modernes Publizieren im Rahmen eines Blogbeitrags berichtet haben. In einem unserer Architekturentwürfe ist Hypothes.is in der Pre-submission Stage verortet, um ausgewählten Personen nach Freigabe von Texten durch die Autor:innen das Annotieren und Kommentieren dieser Beiträge zu ermöglichen. Mehr dazu gibt es im Kapitel “Erfahrungen und Ideen für den Einsatz von Hypothes.is”.

Was ist Hypothes.is?

Nutzer:innen haben mit dieser Open-Source-Anwendung die Möglichkeit, Internetquellen zu annotieren. Diese Funktionsweise von Hypothesis verhält sich wie ein zusätzlicher Layer bzw. eine zusätzliche “Schicht”, die auf offenen Standards basiert und über die eigentlichen Inhalte im Internet gelegt wird. Man bearbeitet also nicht die eigentlichen Inhalte. So lassen sich beispielsweise Webseiten, Dokumente, Bilder und andere Daten mit individuellen Gedanken, Ideen und Ansichten versehen, ohne dass das Originalmaterial verändert wird.

Was bietet Hypothes.is?

Features von Hypothesis sind:

  • Inhalte wie Texte lassen sich annotieren, ohne dass direkt im Originaltext gearbeitet wird. Die Annotationen können zusätzlich mit Tags versehen werden. Anschließend können sie öffentlichen oder geschlossenen Kreisen zugänglich gemacht werden.
  • Das Annotieren kann alleine oder auch kollaborativ in Gruppen erfolgen.
  • Auf Annotationen können andere Nutzer:innen über einen “Reply-Button” reagieren. Zudem lassen sich ganze Seiten oder einzelne Annotationen über Links mit anderen Personen direkt teilen.

Wissenschaftler:innen, Journalisten, Autor:innen, Lehrende und Studierende machen zunehmend Gebrauch von diesen Features und so konnte im April diesen Jahres bereits die zehnmillionste Annotation verzeichnet werden. Die Einsatzpotentiale sind dabei vielseitig.

Erfahrungen und Ideen für den Einsatz von Hypothes.is

Neben unseren eigenen Erfahrungen ist der Einsatz Hypothes.is grundsätzlich in vielen weiteren Szenarien denkbar. Einige Beispiele sollen an dieser Stelle folgen.

Feedback für einen Konferenzbeitrag

Im Rahmen unseres Projektes haben wir unter anderem mit Kolleg:innen von der Technischen Universität Hamburg (TUHH) ausprobiert, wie sich Hypothes.is als eine mögliche Alternative für - über viele Jahre zur Gewohnheit gewordenen - Kommentarfunktion von proprietären Schreibumgebungen wie Microsoft Word schlägt, um Feedback für wissenschaftliche Beiträge vor der Einreichung bei der veröffentlichenden Publikation einzuholen. Dazu wurde ein erster Textaufschlag aus dem Docx-Format in Markdown konvertiert, um anschließend mit Hilfe unserer Prozesskette (siehe Entwurf) als HTML-Datei im Netz für die Reviewer:innen erreichbar zu sein.

Während das Vorhaben für die Reviewenden anfangs nach viel organisatorischem Aufwand klang (Anmeldung und Nutzung von unterschiedlichen Anwendungen, Verwaltung dazugehöriger Passwörter, etc.) und es zunächst ungewöhnlich war, dass die Texte nicht unmittelbar bearbeitet werden konnten, wurde der Reviewprozess selbst bereits nach einer kurzen Eingewöhnungsphase als zugänglich empfunden. Vor allem das nun wegfallende Hin- und Herschicken von Dokumenten, das nicht mehr Vorhandensein von verschiednenen lokalen Dokumentversionen und der Wegfall einer möglicherweise notwendigen Zusammenführung unterschiedlicher Versionen wurden positiv hervorgehoben.

Peer Learning im Rahmen der Lehre

Im Rahmen digitaler Lehre kann das Lerngeschehen durch die Möglichkeit von digitalen Annotationen erweitert werden. Hochgeladene Texte in Lernumgebungen oder beispielsweise auch Blogbeiträge bieten Lernenden nach einer kurzen Vorstellung der Potentiale von Hypothes.is die Möglichkeit, individuelle Bemerkungen zu vorhandenen Textstellen anzulegen. So wird ohne großen Aufwand oder auch eine zu konkrete Aufgabe Peer-to-Peer-Lernen ermöglicht. Dies ist kein Ersatz, aber vorerst zumindest eine gute Alternative zu Präsenzveranstaltungen, in denen bisher Texte gelesen und im Anschluss gemeinsam im Plenum diskutiert wurden. Ein Überblick über unterschiedliche Gedanken der Lernenden zu Textpassagen ist somit ebenso möglich wie die Klärung von unklaren Begrifflichkeiten untereinander oder die Diskussion von Aussagen und Sachverhalten, die oftmals auch unterschiedliche Interpretationen ermöglichen. Umgesetzt wurde dies auch bei Zukunft | Gesellschaft | Technologie, einer Veranstaltungsreihe mit Filmabenden und Diskussionsrunden von Axel Dürkop und Lars Schmeink im Rahmen der Hamburg Open Online University (HOOU). Eine umfassende Dokumentation für den Einsatz von Hypothes.is kann hier eingesehen werden.

Annotationen von Präsentationen und Vorträgen

Auch Präsentationen oder Vorträge können mit Hilfe von Hypothes.is annotiert werden. Dazu kann ein Foliensatz beispielsweise als PDF oder die Präsentation in Form eines automatisiert erstellten Transkriptes angeboten werden, um Zuhörer:innen so zum einen die Möglichkeit zu geben, Unklarheiten an bestimmten Stellen durch Fragen an die jeweiligen Konzepte zu ermöglichen. So können möglichen Diskussionen Platz gegeben oder Verbesserungspotentiale für Vortragende im Hinblick auf eigene Unterlagen erkannt werden.

Weitere Ideen für Lehr-Lern-Szenarien gibt es auch auf der Website von Hypothesis.

Wie kann Hypothes.is genutzt werden?

Wie genau Hypothes.is genutzt werden kann, wird kompakt auf der Seite “Getting started” dargestellt. Grundsätzlich gilt:

  • öffentliche Annotationen können ohne Registrierung eingesehen werden.

Öffentliche Annotationen ohne Registrierung sehen

Wenn Sie also einen Blog-Artikel des Projektes Modernes Publizieren auswählen, so kann mit Klick auf das Hypothesis-Logo die Kommentargeschichte des jeweiligen Artikels betrachtet werden.

Annotationen sind über das Hypothes.is-Logo abrufbar.

Die öffentlichen Annotationen über Hypothes.is können aber mit allen gewünschten Webseiten eingesehen werden. Dazu gehen wir auf https://web.hypothes.is/ und fügen nach Klick auf Paste a Link die gewünschte URL ein.

Über “Paste a Link” können Webseiten aufgerufen und im Hinblick auf vorhandene Annotationen betrachtet werden.

Am oberen rechten Seitenrand können wir nun mit einem Klick auf das “<”-Symbol die (öffentlichen) Annotationen zum jeweils aufgerufenen Dokument einsehen.

Über das Ausklapp-Symbol können die Kommentare zu einer Seite eingesehen werden.

Nutzung der Annotationsfunktion nach Registrierung

Wenn selbst annotiert werden soll, so wird ein Account benötigt. Dieser lässt sich hier anlegen.

Nach Registrierung lassen sich Onlinedokumente sowohl öffentlich als auch in (geschlossenen) Gruppen annotieren.

Für eine komfortablere Nutzung können wir auf eine Browser-Erweiterung oder ein Bookmarklet zurückgreifen.

Der Annotationsprozess selbst ist recht intuitiv. Nach Markierung eines Textabschnitts können wir uns für “annotate” oder “highlight” entscheiden.

Annotieren von Textabschnitten.

Wir können auch auf das Seiten-Symbol (“Page Notes”) in der Hypothes.is-Menüoberfläche klicken, um eine Notiz nicht für einzelne Textabschnitte, sondern beispielsweise für ganze Webseiten oder Dokumente festzuhalten.

Nun gilt es nur noch zu entscheiden, ob unsere Notizen für alle einsehbar “öffentlich” festgehalten oder nur für unsere Annotationsgruppe verfügbar sein sollen.

Vor Abschicken eines Kommentars ist die Wahl zwischen “öffentlich”, “persönlich” oder eigenen Gruppen möglich.

Auch dieser Beitrag kann mit Hilfe von Hypothes.is annotiert werden. Probiert es doch gerne aus :-)

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Florian Hagen
Open Content and Digital Publishing Librarian

Meine Forschungsinteressen umfassen die Themen Usability, Suchverhalten, interkulturelle Kommunikation und neue Medien.

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